Dachverband der
Luftsportvereine in Schleswig-Holstein
Mitglied im Deutschen Aero-Club
und im Landessportverband Schleswig-Holstein

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Claus Cordes neuer Präsident des DAeC

Start frei für neuen Vorstand: Schleswig-Holsteiner führt den DAeC an
Der Deutsche Aero-Club (DAeC) hat am Wochenende 26./27. März 2022 in Braunschweig einen neuen Vorstand gewählt. Neuer Präsident ist Claus Cordes (61) aus Bad Schwartau. Er ist Landesvorsitzender in Schleswig-Holstein.
Erst einmal herzlichen Glückwunsch zur Wahl, Claus Cordes. Nach Belastungen durch die Corona-Pandemie und internen, kräftezehrenden Diskussionen wäre der DAeC nach Ansicht von Beobachtern fast ins Trudeln geraten. Was hat Ihrer Meinung dazu geführt?
Claus Cordes: Pilotinnen und Piloten schauen tunlichst nach vorne, daher hier nur ein kurzer Blick zurück. Ich denke, dass manche Gremien in unglücklichen Zusammensetzungen getagt haben, da hat dann einfach auch mal die Chemie zwischen den Menschen nicht gestimmt. Nichts, was es in anderen Verbänden nicht auch mal gibt.
Wie gelang es jetzt in der Hauptversammlung, wieder in eine stabile Fluglage zu kommen?
Nützlich war, dass noch einmal alle Unstimmigkeiten im Vorfeld auf den Tisch kamen. Und dann haben sich die notwendigen Mehrheiten für die angestrebten Veränderungen gefunden. So gibt es beispielsweise große Unzufriedenheit bezüglich der Stimmengewichtung und -verteilung in der Hauptversammlung. Des Themas nehmen wir uns vorrangig an, ebenso wie der viel kritisierten Beitragsordnung.
Vielleicht ein Wort zur Atmosphäre, in der die Tagung stattfand: Wir alle erleben gerade eine Welt, die sich in vielerlei Hinsicht rasend schnell wandelt. So müssen wir nun intern und extern viele Anpassungen vornehmen. Das sahen alle gleichermaßen als Herausforderung. Die Stimmung auf der Versammlung war deswegen auch trotz spürbarer Anspannung konzentriert und konsensorientiert.
Nun sagen Sie mal, warum fiel die Wahl denn auf Sie?
Es gab den dringenden Wunsch nach Veränderung, und Leute, die mich schon lange kennen, trauen mir und meinem Team zu, die Veränderungen herbeizuführen.
Welchen fliegerischen Hintergrund haben Sie denn, um die Allgemeine Luftfahrt in Gänze vertreten zu können?
Mein Vater war Gründungspräsident des schleswig-holsteinischen Landesverbandes. Da hat er mich stets zum Flugplatz mitgeschleppt. Richtig verfangen bei mir hat alles, als die Berufswahl anstand und die Lufthansa Flugschüler suchte. Ich wurde angenommen, und seit der ersten Flugstunde drüben in Amerika gab es für mich kein Zurück mehr.
Der weitere Werdegang war der bei der LH übliche, CoPi B737 und A310, Capt A320, MD 11F und A380. Zeitgleich mit der Anstellung begann ich mit der Privatfliegerei, den PPL (A) hatte ich ja „geschenkt bekommen“. Die hat dann immer breiteren Raum eingenommen. Ich habe mich schon früh im DAeC engagiert, unter anderem als Gründer des „Ausschusses unterer Luftraum“. Mein Einsatz in der Allgemeinen Luftfahrt hat mir dann auch den Einstieg in die Ju52-Fliegerei ermöglicht. Ohne das Engagement und die in der Sportfliegerei gewonnenen Erfahrungen wäre das nicht möglich gewesen. Als ich mich bewarb, hatte ich fast tausend Spornrad-Landungen als Schlepp-Pilot auf der Piper Cub. Das war unabdingbare Voraussetzung dafür.
Foto: Birger Bahlo
Mein Spektrum erweiterte ich schließlich noch damit, dass ich als junger Familienvater und werdender Flugkapitän über neun Jahre nebenbei Flugzeugbau studiert und abgeschlossen habe. Dabei habe ich gelernt, meine praktischen Erfahrungen mit theoretischen Kenntnissen zu verknüpfen. Daraus sind dann später auch Lehraufträge entstanden – bis hin zur Honorarprofessur an der Universität in Taschkent, wo ich im „Layover“ Vorlesungen auf Englisch gehalten habe.
Hinzu kommt Ihre große Leidenschaft, die Segelfliegerei, die Sie selbst im Winter pflegen. Erzählen Sie uns davon?
Meine Verrücktheit drückt sich darin aus, dass ich drei Segelflugzeuge und einen Doppeldecker habe. Segelfliegen fasziniert mich so sehr, dass ich in der Tat auch im Winter nach Porta Westfalica gehe und in der kalten Jahreszeit insgesamt durchaus auf 60 Stunden Hangflug komme. Ich hätte beinahe gesagt, auch bei Dunkelheit, Regen, Schnee und Kälte. Andere machen Pause, ich habe keinen Bock auf Pause.
Was macht denn für Sie den großen Reiz des Segelfliegens aus?
Wissen Sie, mich fasziniert so sehr die Art und Weise des Fliegens, bei der man durch Kenntnis der atmosphärischen Vorgänge und der Flugmechanik etwas tun kann, von dem die meisten Menschen glauben, dass es gar nicht ginge. Sie können nicht recht verstehen, wie man die Kräfte der Natur so nutzen kann, dass man manchmal einen ganzen Tag lang über große Entfernungen fliegen kann. Wir Segelflieger verstehen, wie es gelingt, der Natur das abzutrotzen. Was für Menschen mit ihren normalen Kenntnissen unvorstellbar erscheint: Wir fliegen mit einer halben Tonne Gewicht ohne Motor-Antrieb viele hundert Kilometer am Stück.
Zurück zur Arbeit im Verband: Die Startfreigabe haben Sie erhalten, gelingt der Flug?
Warum denn nicht? Alle sind sich einig, dass Veränderungsprozesse notwendig sind. Allerdings gab es auch verschiedene Ansichten über den konkret einzuschlagenden Kurs. Aber für den vorgeschlagenen Weg der Gruppe, die ich vertrete, gibt es nun klare Mehrheiten.
Das Cockpit ist neu besetzt, wie können sich nun die Luftsportler in Deutschland als Team einbringen?
Die sollen einfach mit ihren Ideen kommen. Sie sollen voller Fantasie ans Werk gehen. Und sie sollen wissen, dass wir am Ende aller Diskussionen über Konzepte eine Mehrheitsentscheidung haben werden. An diese müssen sich dann alle halten. Ich möchte, dass mit dem Erreichen eines gemeinsamen Entschlusses, der demokratisch zustande gekommen ist, dann auch alle Diskussionen enden. Das bedeutet ja nicht, dass man nicht bei Bedarf nachbessern kann – nur nachtreten sollte man niemals.
Es finden ja auch wieder Hauptversammlungen statt, und da hat jeder Delegierte das Recht, einen Antrag auf Satzungsänderung einzubringen, um etwas bestimmtes zu erreichen. Ich habe immer dazu aufgefordert, dieses Recht wahrzunehmen. Am Ende gilt dann das demokratisch errungene Mehrheitsvotum, nicht mehr, nicht weniger.
Ich will diesen Prozess anstoßen, begleiten und zu einem Ergebnis führen – mit Beharrlichkeit, Optimismus, eiserner Disziplin und grenzenloser Begeisterung für den Luftsport.
Interview: Birger Bahlo, Pressereferent des Luftsportverbandes Schleswig-Holstein
Infos: Der DAeC vertritt 100.000 Luftsportler in 1500 Vereinen in 16 Bundesländern sowie in sechs Fachverbänden. Aufgaben sind die Zukunftssicherung des Luftsports durch die Interessenvertretung bei Behörden und in der Politik, die Organisation des Breiten- und Spitzensports und den Erhalt des freien Luftraums in Deutschland.
Foto oben: Andre Hartmann